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Das 3. Diorama
Quelle ist Widukinds “Res gestae
Saxonicae”, lat./dt., hg. von
Ekkehard Rotter, Stuttgart 1992,
S. 197ff.
Diese Textstelle ist der
Ausgangspunkt für das 3.
Diorama.
Da Widukind keine genaue
topographische Angabe zum Ort
des Geschehens macht, hat Herr
Sauter aus folgenden
Überlegungen das Tal der
Schmutter bei den Dörfern
Hainhofen und Schlipsheim
ausgewählt:
- Wo waren die mutmaßlichen
Heereswege in dieser Zeit
(Reste alter Römerstraßen)?
- Welche Versorgungsbasen für
eine so große Menschen- und
Tiermenge gab es?
- Wie waren Ochsen- und
Pferdewagen und -Gespanne
beschaffen?
- Beschaffenheit des Schmutter-
tals nach Topografie, Flora und
Fauna?
- Bewaffnung und Ausstattung
der Ungarn und Deutschen?
- Verteidugungsstrategie der
Ottonen (Schilderwall, Wagen-
burg)?
- Darstellung von Dörfern und
Gehöften in der Umgebung
(Haustypen)?
- Angriffsstrategie der Ungarn?
Das Diorama hat eine Grund-
fläche von 6,75 m² und wird mit
ca. 3.000 Figuren besetzt.
Die Grundlage für die Gestaltung der Dioramen ist ein Bericht einer mittelalterlichen
zeitgenössischen Quelle zum Geschehen.
Der sächsische Chronist Widukind von Corvey (gest. nach 973), wohl aus
sächsischem Adel stammend, verfasste ab dem Jahr 968 die “Res gestae
Saxonicae” in drei Büchern. Das dritte Buch ist dem Leben und Wirken König
Ottos I. gewidmet. Die Chronik wurde geschrieben für Mathilde, eine Tochter König
Ottos I, die später Äbtissin in Quedlinburg war.
Im dritten Buch, Kapitel 44, beschreibt Widukind, wie sich das ostfränkische Heer
Augsburg nähert.
Im Folgenden wird der Begriff “ostfränkisch” der Einfachheit halber durch den
Begriff “deutsch” ersetzt, obwohl das historisch nicht ganz korrekt ist, weil es den
Begriff “deutsch” bzw. “Deutschland” o. ä. zu dieser Zeit noch nicht gab.
“In der achten (Legion, Anm. Wolfgang Wallenta) waren tausend ausgesuchte
böhmische Streiter, besser mit Waffen als mit Glück versehen; hier war auch alles
Gepäck und der ganze Tross - als ob am Sichersten sei, was sich am hinteren
Ende befindet. Aber die Sache kam anders als man glaubte. Denn die Ungarn
durchquerten ohne Zögern den Lech, umgingen das Heer, begannen die letzte Legion
mit Pfeilschüssen herauszufordern; darauf unternahmen sie mit ungeheuerem Geschrei
einen Angriff, bemächtigen sich, nach sie die einen getötet oder gefangen genommen
hatten, des ganzen Gepäcks und trieben die übrigen Bewaffneten dieser Legion in
die Flucht. Ähnlich wurde die siebte und die sechste angegriffen; nachdem eine
Menge von ihnen getötet war, rannten die anderen auf und davon. Als aber der
König bemerkte, dass der Kampf unglücklich verlief und in seinem Rücken die
hintersten Heeresteile in Gefahr waren, schickte er den Herzog (Konrad) mit der
vierten Legion los, der die Gefangenen befreite, die Beute wieder zurückholte und
die plündernden Haufen der Feinde verjagte. Nachdem die ringsumher plündernden
feindlichen Scharen vernichtet waren, kehrte Herzog Konrad mit siegreichen Fahnen
zum König zurück. Und erstaunlicherweise, während alte, an den Ruhm des Sieges
gewohnte Kämpfer zögerten, schaffte er mit jungen, im Kampf fast unerfahrenen
Kriegern den triumphalen Erfolg”
(verwendete Ausgabe: Widukindus: Res gestae Saxonicae, lat./dg., hg. von
Ekkehard Rotter, Stuttgart 1992, S. 197ff.)
Herr Sauter hat für die Darstellung des Überfalls das Tal der Schmutter gewählt:
Das Schmuttertal bildet bei den Dörfern Hainhofen und Schlipsheim eine weite,
großflächige Tallandschaft, die Platz bietet für die zahlreichen Fahrzeuge, meist
Ochsenkarren, aus welchen der Tross für das Heer bestand, das sich aus ca.
8.000 Panzerreitern samt Knappen, Ersatz- und Transportpferden aus den ver-
schiedenen deutschen Stämmen zusammensetzt. Im breiten Schmuttertal
konnten die Tiere auf einer langen Front zur Tränke geführt werden, in den
Augusttagen, in unseren Breiten meist sehr heiß, von absoluter Notwendigkeit.
Der Tross bildete, wie Widukind schreibt, den Schluss des Heerzuges, der nach
den einzelnen Legionen der Stämme gegliedert war. Da wir es bei diesem Heer
mit tausenden von Menschen und Tieren zu tun haben, muss man berücksichtigen,
dass sich diese Scharen auf eine Länge von mehreren Kilometern auf ihrem
Marsch ausdehnten. Das Schmuttertal bildete eine ideale Stätte zur Versorgung
von Mensch und Tier mit Wasser und Verpflegung. ...
(Textauszüge aus einem Vortrag von Herrn Dr. Wolfgang Wallenta, Augsburg.
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